Generali setzt bei Zeitwertkonten den Garantiezins auf Null
Generali, die deutsche Tochter des drittgrößten europäischen Lebensversicherers, hat im Jahre 2017 den Garantiezins für Einzahlungen in sogenannte Zeitwertkonten gestrichen. Zeitwertkonten, in die Arbeitnehmer Gehalt einbringen können, um später flexible Freistellungsphasen wie den vorzeitigen Ruhestand finanzieren können, werden dadurch zum Verlustgeschäft. Dipl.-Kfm. (FH) Matthias Kokot, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens, welches sich auf Sanierung und rechtssichere Einrichtung betrieblicher Versorgungswerke und Zeitwertkonten spezialisiert hat, gibt Antworten auf die drängendsten Fragen rund um das Thema Generali Zeitwertkonten.
(Beckum, 10.07.2019, Bildquelle: www.pexels.com, anger-angry-anxiety-897817)
Generali mit radikaler Neuausrichtung
Bereits im Jahr 2015 hat der deutsche Teil der italienischen Versicherungsgruppe mit den Marken Generali, Aachen Münchener, Cosmosdirekt, Dialog, Central, Advocard und Badenia angekündigt sich aus dem klassischen Garantiegeschäft zurückziehen zu wollen. Damit setzt der Versicherer die radikale Neustruktuierung des Deutschlandgeschäfts konsequent fort. Eine strategische Neuausrichtung mit schwerwiegenden Folgen, die aktuell deutsche Versicherungskunden deutlich zu spüren bekommen.
Generali veräußert vier Millionen Lebenspolicen an den Abwickler Viridium
In den vergangen Monaten kam der Begriff „externer Run-off“ in Zusammenhang mit der deutschen Versicherungsmarke Generali immer öfter in die Schlagzeilen. Unter der Bezeichnung „externer-Run-off“ ist die Veräußerung von alten Lebenspolicen an Drittfirmen gemeint, die die erworbenen Bestände weiter verwalten sollen. Bisher waren es vor allem kleinere Versicherungsunternehmen, die ihre Lebensversicherungsbestände veräußert haben. So hat die Frankfurter-Leben-Gruppe ca. 130.000 Verträge der Basler Lebensversicherung übernommen, außerdem rund 322.000 Verträge der ARAG Lebensversicherung. Die Frankfurter Leben Gruppe verwaltet die übernommenen Verträge, bis sie abgelaufen sind. Daher kam es sicherlich für die meisten Kunden sehr überraschend, dass sich ein Schwergewicht wir die Generali auch dazu entschieden hatte über viel Millionen Verträge an einen externen Abwickler zu veräußern. Erst vor wenigen Wochen winkte die Finanzaufsicht (Bafin) einen Verkauf der Generali Leben an den Abwickler Viridium durch. Hinter Viridium stecken der Rückversicherer Hannover Rück sowie der Finanzinvestor Cinven. Damit ist der größte Bestandverkauf dieser Art in Deutschland beschlossene Sache.
Folgen für Generali Kunden
Die weitreichenden Folgen der Neuausrichtung sind für Kunden der deutschen Tochter der Generaligruppe aktuell nur schwer abzuschätzen. Sicher ist, dass ca. vier Millionen Kunden in Deutschland künftig einen Abwickler als Geschäftspartner für ihre Altersvorsorge und Absicherung haben werden, hinter dem ein britischer Private-Equity-Investor steht – und nicht mehr wie bisher die Generali Lebensversicherung. Eine Tatsache, die sicherlich viele deutsche Kunden beunruhigen dürfte.
Die negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten führten in den letzten Jahren zunehmend dazu, dass die gesamte deutsche Lebensversicherungsbranche den Garantiezins in den Kapital- und Rentenversicherungen sukzessive anpassen musste. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen wird von der Versicherungsgesellschaft eine Mindestverzinsung der Kundeneinlagen per Garantie gewährt. Diesen Garantiezins auf den tatsächlichen Sparbetrages erhalten Neukunden beim Vertragsabschluss für die gesamte Vertragslaufzeit versprochen. Die langanhaltende Niedrigzinsphase und hohe Garantieversprechen aus der Vergangenheit wurden für Generali wie auch für andere Anbieter klassischer Garantieprodukte zum Balast. Die Einstellung des Garantiegeschäfts war die Folge.
Kein Garantiezins und zusätzliche Gebühren bei einmaligen Einzahlungen in Generali Zeitwertkonten
Bereits Anfang 2017 hat Generali die Garantieverzinsung, bis auf die betrieblichen Altersvorsorge, wo klassische Garantieprodukte nach wie vor angeboten werden, gestrichen. Neben privat geführter Lebens- und Rentenversicherungen trifft das insbesondere Generalikunden, die sog. Zeitwertkonten abgeschlossen haben. Damit müssen Arbeitnehmer mit Verlusten rechnen. Erschwerend kommt hinzu, dass ab 2017 für sämtliche einmalige Einzahlungen in Generali Zeitwertkonten, etwa aus Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld, separate Gebühren verlangt werden. Damit Auch hier muss noch geklärt werden ob die Arbeitgeber oder Arbeitnehmer diese tragen werden.
Wie funktionieren Zeitwertkonten?
Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitkonten, werden häufig von tarifgebundenen Unternehmen genutzt. Sie werden einführt, um Arbeitnehmern mehr Flexibilität in der Gestaltung Ihrer Lebensarbeitszeit zu ermöglichen. Ein Zeitwertkonto funktioniert ähnlich wie ein Sparkonto. In Abstimmung mit dem Arbeitgeber können Arbeitnehmer neben Überstunden, nicht verbrauchten Urlaubstagen oder Mehrarbeitszeiten auch Teile des regulären Gehalts oder Sonderzahlungen einzahlen. Der besondere Vorteil – sämtliche Einzahlungen sind frei von Steuern und Sozialversicherungsabgaben. Diese fallen erst in der Freistellungsphase an – in der Höhe des dann gültigen Steuersatzes. Ist dieser während der Freistellung niedriger als in der Ansparphase, können Arbeitnehmer damit sogar Steuern sparen.
„…bestehende Generali Zeitwertkonten können geheilt werden“
Unternehmen, die Zeitwertkonten oder Lebensarbeitszeitkonten bereits eingeführt haben, sollten handeln. „Wir empfehlen bestehende Zeitwertkontenvereinbarungen und Anlagemodelle grundlegend prüfen zu lassen, um zusätzliche Kostenbelastung für die Unternehmen zu reduzieren und die Wirtschaftlichkeit in der Rückdeckung des Zeitwertkontos wiederherzustellen. “ Auch bestehende Generali Zeitwertkonten können geheilt werden“, so Kokot. „Als neutraler Dienstleister bieten wir diesen besonderen Service gegen ein aufwandbezogenes Honorar an. Bei Sanierungen von Zeitwertkonten verwenden wir ausschließlich provisionsfreie Rückdeckungskonzepte finanz- und ertragsstarker deutscher Anbieter. Das hat den Vorteil, dass der Ertrag aus der Anlage vollständig dem Arbeitnehmer zu gute kommt, ohne dass das Kontoguthaben mit Abschlusskosten und Provisionen belastet wird.“ Für weitere Informationen und die Kontaktaufnahme nutzen Sie das Kontaktformular